Planlos im düsteren Wald

Es begab sich, daß zwei Freunde aus zogen, um den großen schwarzen Wald vor ihrer Haustür zu durchqueren und nachzusehen, was sich dahinter verbirgt. Sie hatten von alten Rittersleuten die Kunde erhalten, daß es dort liebliche Landschaften und eine Stadt Namens Kehl geben solle. Sie rüsteten ihre Motorräder. Der eine mit Tankrucksack, der andere mit Koffern, Geschirrhandtuch, Tankrucksack und GPS. Mit dem Wissen dank des neuen GPS im dunklen Wald nicht verlohren gehen zu können, setzten sich die Beiden freudig in Bewegung. Nachdem dieses edle Gerät in der ersten halben Stunde der Reise klaglos seinen Dienst verrichtet hatte, beschloss es, sich mit Aussetzern zu beschäftigen. Nach gut einer Stunde war der Todeskampf dann ausgestanden. Da weinte der Geschirrhandtuchbesitzer sehr und beerdigte sein GPS schnell im dunkelsten Eck seines Tankrucksacks, da sie nicht so lange im düsteren Wald verweilen wollten. Nun wurden Hänsel und Gretel - äh den beiden motorradfahrenden Freunden gewahr, daß sie sich verfahren hatten. Sie wussten zwar, daß sie sich in der Nähe von Herrenberg befanden, aber welche Richtung sollten sie einschlagen? Da kam der Eine auf die Idee man solle doch im Gepäck nach anderen hilfreichen Geräten suchen, um zu sehen ob es eines gebe, das sie aus Ihrer Not erretten könne. Der Andere durchsuchte nun seine Koffer und fand darin gar nichts nützliches. Dann suchte er in seinem Tankrucksack, in dem er nur wieder das tote GPS fand. Da auch das schöne rot-weiße Geschirrhandtuch nicht weiterhelfen konnte, war er gar traurig. Der Eine aber fand in seinem Sack eine alte gelbe Michelin Strassenkarte in der die geheimsten Wege durch den schwarzen Wald angegeben waren und es kam wieder Hoffnung auf. Frischen Mutes ging es nun immer der Sonne nach über die Schwarzwald-Bäderstraße, dann an der Wolfach, der Schiltach, der Gutach und der Breg entlang bis Neustadt und noch weiter als bis Schluchsee bis es dämmerte.

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Welch See mag das wohl sein, den wir hier schauen?

Oh weh, oh weh nun würde es bald dunkel werden und die Beiden hatten den jetzt schon düsteren Wald immer noch nicht hinter sich gelassen. Da entdeckten sie in Sankt Blasien Dorf den Gasthof Löwen, der von einer motorradfahrerfreundlichen älteren Frau und ihrer Tochter betrieben wurde. Die beiden Kradler konnten Ihr Glück kaum fassen und quartierten sich ein. Nur hatten sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der war ein gar böser Motorrad Hasser, der denn beiden Maschinen ihren Ruheplatz nicht gönnen wollte. Daher mussten die Freunde zum Abendessen die Flucht ergreifen, sich nachts heimlich in ihr Zimmer schleichen und am nächsten Morgen, bevor der böse Wirt die Gaststube unsicher machen konnte von dannen fahren.

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laßet uns nicht ins Land schauen

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Wald wohin das Auge reicht

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des Waldes End im Blick

Andere Waldläufer hatte Ihnen am Abend erzählt, daß man über den Belchen auf die andere Seite des Waldes gelangen könne. Die Richtung ward bestimmt und da ihnen wieder die Sonne ins Gesicht lachte waren sie guter Dinge. Gegen Mittag stellte sich jedoch heraus, daß sie nicht nur über, sondern ganz um den Belchen herum gefahren und dann in Richtung Süden nach Todtmoos weiter gefahren waren. Nun waren Sie zwar endlich in Wehr und aus dem Wald heraus, aber am südliche Ende wollten sie ja gar nicht sein.

Woran mag das gelegen haben, daß wir schon wieder nicht den rechten Weg finden konnten, fragten sich die Beiden nun. Der eine schrieb es auf die wunderschön zu fahrenden Straßen, sodaß es beim Abbiegen nicht immer mit rechten Dingen zugegangen war. Der andere wart der Meinung, daß das tote GPS, bei dem die Autopsie am Abend zuvor einen gebrochenen Batteriehalter als Todesursache hervorbrachte, schuld sei. Nun sei es wie es ist, die alte gelbe Karte musste also wieder befragt werden. Mit der Zeit verstand der Kartenleser auch etwas von seinem Geschäft und die beiden Touristen fuhren zielstrebig über Rickenbach zurück nach Todtmoos und weiter nach Sankt Blasien, wo sie am Tag zuvor schon waren. Also mussten die beiden Gesellen über Schluchsee ins Höllental und bei Buchenbach wieder hoch nach St. Märgen immer gen Norden weiter. Hier wurde erst einmal bei einem Eis ausgeruht und eine detallierte Marktstudie an vorbeifahrenden Motorrädern durchgeführt. Mit dem Bewusstsein doch das jeweils richtige Motorrad unter dem Hintern zu haben ging es nun weiter und man schaffte es pünktlich zum Sonnenuntergang bei Oberkirch vom Schwarzen Wald herrabzusteigen. Im Glücksrausch, den Wald heile verlassen und in Kehl etwas zu Essen gefunden zu haben, planten die beiden Freunde übermütig die Rückreise nach Stuttgart wieder durch den Wald.

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Wasser und Wald

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Orientierungshalt

Über die Rote-Lache bei Baden-Baden machten sich die Kradler alsdann am nächsten Morgen bei leicht feuchtem Wetter daran in den düsteren Wald aufzusteigen. Trotz der gelben Karte war es aber wieder wie verhext. Es wurde die Murg herauf, die Alb herab, die Große Enz herauf, wieder die Alb herab und die Kleine Enz herab gefahren. Nun, mittags wieder mitten im Wald wurde bei Bad Wildbad kurz eingekehrt und die Orientierung wieder hergestellt. Danach ging es an die Nagold und über Calw weiter an ihr hinauf bis kurz vor Pforzheim, wo ins Würmtal hinüber gewechselt wurde. Bei Tiefenbronn konnten die beiden Spießgesellen den dunklen Wald auf der richtigen Seite als dann glücklich verlassen.

Und wenn Sie nicht gestorben sind, dann fahren sie noch heute.