Bayrische Wald Tour 2006

Ein PDA-Navigations Erfahrungsbericht an Hand einer real durchgeführten Motorradtour durch den deutschen Süd-Osten.

Kurzbericht: Geplante Tour wurde ins Navi geladen und planungsnah abgefahren.

Vorbereitung

Die Tour wurde mit den auf meiner GPS-Navi Seite dargelegten Programmen auf dem PC geplant. Durch die attraktive Gestaltung der Planungsergebnisse auf meiner ByW-Tour Seite gelang es 2 weitere Tourteilnehmer zu gewinnen, die ungefragt die Tauglichkeit meines Navigationsgeraffels miterleben durften. Als selbsternannter Tourguide reiste ich natürlich schon Tage vorab zum Startpunkt im Fränkischen. Die Anreise wurde gleich noch zur Erprobung der akustischen Navigation über Ohrhörer genutzt und vor Ort mit dem Erwerb eines 2,5 Klinkenverlängerungskabels optimiert. Dort wurde dann auch abschließend die Gleichheit der geplanten 3 Tagesetappen mit der vom Navigationsprogramm berechneten Strecken verifiziert (Dank an dieser Stelle meiner Frau für die Mitnahme meiner elektronischen Gadjets im Auto). Nach ca. zwei weiteren Rekursionen pro Tourtag war diese Qualitätsverbesserung erledigt und der PDA wurde zum ersten Mal real mit den Waypoints gefüttert. Daran hat er sich erst mal verschluckt. Ein 64Mb Ram WinCE2003 PDA ist leider nicht in der Lage 40 Waypoints am Stück zu verarbeiten. Die daraus resultierende abendliche Versuchsreihe ergab ein WaypointMax von 28. Sicherheitshalber habe ich also die Tagesetappen in jeweils zwei aufgeteilt mit nicht mehr als 25 Waypoints und einer Überlappung von 5 Waypoints. Der Plan war, bis zur Mittagspause noch nicht aus der ersten Etappe herausgefahren zu sein, sich aber schon im Bereich der Nachmittagsetappe zu befinden. Bestens vorbereitet blieb also nur noch auf die Ankunft der Mitstreiter auf Suzuki Bandit 600 und GS 500E zu warten.

Durchführung

Erster Tourtag

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Blick auf die Tourtruppe beim Start im Fränkischen

Da das Aufrödeln des Navis auf dem Motorrad geübt wurde, gab es keine Verzögerungen beim Aufbruch. Bei bestem, aber der Displayablesbarkeit unverträglichem Wetter ging es in einem Bogen nördlich um Nürnberg herum erst einmal in die fränkische Schweiz. Die nette Dame im Ohr arbeitete unauffällig präzise, so daß der Blick zum Display vermieden werden konnte.

Zum Mittag wurde in Igensdorf (an der B2) eingekehrt. Da hier bei Waypoint 13 an ein Laden der Nachmittagsetappe noch nicht zu denken war, verblieb das Navi im Tankrucksackkartenfach in der prallen Sonne. Ungeplanterweise mochte der PDA diese sonnige Pause gar nicht. Aber ein Software-Reset, laden des Navi-Programms mit manuellem Löschen der schon abgefahrenen Waypoints aus der Liste dauert nicht so viel länger als einfach nur Klamotten anziehen und aufsteigen. Weiter ging es Richtung Osten bis die nette Dame im Ohr verkündete, dass das Ziel erreicht sei. Nach kurzem Palaver am Wegesrand fuhren wir ohne elektronische Navigationsunterstützung in die Innenstadt von Weiden In Der Oberpfalz zum Kaffee trinken. Bei lecker Eis war es ein Leichtes, die Nachmittagsetappe auf die aktuelle Gegebenheit anzupassen und das Navi für den Rest des Tourtages fit zu machen. Die Dame im Ohr war fit und willig bis 10 Km vor dem Ziel in Waidhaus. Sei es, dass der Sprint-Treiber beim Abbiegen links und rechts verwechselte, oder die Dame ob der Grenzlage indisponiert war, auf jeden Fall zogen wir einen landschaftlich schönen Kreis von knapp 10 Km, bis wir wieder am auslösenden Abzweig waren. Schlussendlich in Waidhaus angekommen, war die Quartiersuche und Nahrungsbeschaffung reine Formsache und die Navigationsproblemchen gingen im allgemeinen Benzingerede recht schnell unter.

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Zwangspause durch PDA

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Trinkpause

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Tourguide im Reset

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Familienkonforme Schräglage

Zweiter Tourtag

Die Tourfortsetzung hangelte sich nun mehr oder weniger an der Tschechischen Grenze mit Generalrichtung Süden entlang. Die Dame im Ohr war auch wieder fit und so konnten wir Drei uns voll und ganz auf die Kurven der Region konzentrieren. Ein kleiner spontaner Abstecher über die B20 bei Furth Im Wald in die Tschechische Republik, um den Energiebedarf unserer Maschinen günstig ab zu decken, brachte die Dame im Ohr zwar nicht aus der Fassung, aber nervte mit "Bitte Wenden" Ansagen alle 30 Sekunden. 5 Km können da recht lang werden.

Dafür klappte an diesem Tag das Wechseln der Route unauffällig, da eine spätmittagliche Pause auf einem Waldparkplatz im Wechselfenster der 5 Waypoints lag. Weiter ging es mit Sonnenschein und guter Stimmung nicht nur im Ohr bis Untergriesbach. Hier verlässt die Route die Bundesstraße Richtung Norden. Wir wären ja auch gerne der Anweisung gefolgt, nur war die Straße wegen Bauarbeiten gesperrt und eine Umleitung nicht ausgeschildert. Das weitere Agieren der Tussi im Ohr war im besten Fall als unsouverän zu bezeichnen. 20 Km lang permanent ein "Wenn möglich bitte wenden" mit eingestreuten rechts und links Abbiegevorschlägen (die auch nur zu einer Wende führen) grenzen schon an Tierquälerei.

Da nach erfolgter Umfahrung der Wegsperrung der nächste Waypoint nicht mehr sinnvoll an zu steuern gewesen wäre, musste also angehalten werden um die Route zu korrigieren. Einmal Kaltgetränke, Toilettengang  und Foto machen für alle.

Diverse weitere Wegsperrungen machen einen selbst im Umgang mit der Dame zwar souveräner, zeigen aber auch ganz klar die Grenzen der Waypoint gestützten Navigation auf. Das eine PDA-Tussi nicht die stabileste Navi-Lösung ist, zeigte am zugegebenermassen heissen Nachmittag ein weiterer, wahrscheinlich thermisch verursachter Ausstieg auf. Bei der plangemäßen Übernachtung in Regen mit nettem Abendessen und Bierchen ließen sich die Kapriolen der Navigatorin aber schnell wieder vergessen.

Dritter Tourtag

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Pausenblick

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Bananenpause

Am Vormittag sollte es zum Großen Arber und dann weiter wild links und rechts immer wieder abzweigend um die B85/B22 Richtung Norden gehen. Gleich aus Regen heraus war die Straße wegen Bauarbeiten gesperrt. Als lernfähige Kradisten haben wir angehalten und die griffbereite Backup-Navigation angestartet (sprich die gute alte Straßenkarte aufgeklappt). Alternative Route herausgelesen und los. Diese führte aber leider ins Nirwana, so dass wir doch bis Zwiesel ausweichen mussten. Ab dort konnte wieder die Dame im Ohr übernehmen und wir uns selbst in schräge Lagen versetzen. So ging der Vormittag und die Waypoints in vergnüglicher Fahrt dahin, bis beides sein Ende fand. Es wurde aber weiter manuell (Beschilderung) bis nach Nahburg navigiert zu einer leicht verspäteten Mittagspizza. Frisch gestärkt wurde die Nachmittagsetappe in Angriff genommen. Wie schon an den vorherigen Tagen zeigte die Lady im Ohr am Nachmittag eine deutlich schwächere Leistung. Es ging von "auf der falschen, parallel zu wahren Strecke navigieren" über minutenlangen "Hänger" mit Wiedergenesung bis zum endgültigen Absturz in einer lang gezogenen 180 Grad. Einwände, dass die kurze Asphaltberührung der Fußraste die "Grazie" verstimmt hat, entbehrt jeglicher wissenschaftlichen Grundlage. Dass es der Tussi wieder zu heiß war, nicht die Fahrsituation, sondern das Tankrucksachkartenfachklima kann man aber wohl gelten lassen. Sei es drum. Da wir schon etwas spät dran waren und bei weiterem Zeitverzug die Drohgebärde einer Autobahnetappe zu Realität hätte werden können, wurde bis zum Tankstop in Neumarkt In Der Oberpfalz wieder manuell navigiert. Der dadurch eingetretene Verlust, die St2240 nicht befahren zu haben, kann also nicht komplett der Stimme im Ohr angerechnet werden.

Nach dem Tanken war das Navi auch wieder einsatzbereit und verrichtete seinen Dienst bis wir durch eine Streckensperrung daran gehindert wurden auf direktem Weg nach Wolframs-Eschenbach zu fahren. Der Tourguide war müde, dachte aber, er sei souverän genug die Lage ohne zusätzlichen Halt zu meistern und legte sauber eine 10Km lange Schleife in die kurvenreiche Landschaft. Nun war der Zeitpunkt gekommen, dass der Bandit-Fahrer seinen bis dahin nur mit-trackenden Garmin in die anstehende Richtungsdiskussion mit einwarf. Der GS500E-Lenker war auch flux mit einer Straßenkarte in die Diskussion eingetreten. Da standen nun 3 Motorräder an einer T-Abzweigung und jedes wollte in eine andere Richtung. Der Trippel-Treiber setzte sich mit dem Plan der Autobahnbeschilderung zu folgen und so wieder sichere Strecke unter die Reifen zu bekommen durch. Da sich die Lady schlussendlich ohne weitere Eingriffe wieder erholte, könnte das Ziel doch noch ohne eine Autobahn benutzt zu haben, erreicht werden

Nachbereitung

Da es offensichtlich war, das der PDA mit der Tour schon absolut an seiner Grenze war, habe ich auf das mit-logen der Fahrstrecke verzichtet. Warum auch, die Strecke ist ja dank Planung bekannt. Die Mitfahrer haben sich auch nicht über die diversen Unzulänglichkeiten des Systems beschwert. Auch meiner Meinung nach ist die Bilanz auf jeden Fall positiv. Ein GPS-Navigationssystem wie hier dargestellt, ist auf jeden Fall ein Komfortgewinn für den Tourguide. Ein weiterer Komfort Punkt, der sich auf einer solchen Tour prima einsetzen läst, ist die aus dem Navi kommende Info, wie weit man noch auf der gerade benutzten Straße verbleibt. Bei Angaben > 5Km geht ein Handzeichen an die Mitfahrer und falls Bedarf besteht, wird halt eine Vorhut ausgesandt. So kann der Tourguide ein familientaugliches Geschwindigkeitsprofil halten, ohne sich ein schlechtes Gewissen einzufangen, den Mitstreitern die Kurven zu zuparken. Und diese können, müssen aber nicht vorbei ziehen.