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Rechts auf laut

Es hat nun doch etwas länger gedauert, bis ich das zweite Rennstreckentraining angegangen bin. Diesmal habe ich mich mit Simon (Suzuki SV 650) zusammen bei Speer-Racing für Anneau du Rhin angemeldet. Da bei mir mit der orangenen Sprint in den letzten Jahren nicht ganz so viel Fahrpraxis zusammen gekommen ist, war ich über eine Anmeldung für ein Instruktor geführtes Training nicht unglücklich.

Warm Up

Wir sind also am Sa. Nachmittag von Tamm aus quer über den Nordschwarzwald zum Übernachtungsquartier nach Kehl aufgebrochen. Um pünktlich um 8:30 Uhr in Anneau zu sein ging es dann am So. recht früh auf der französischen Autobahn gen Süden. Aber nicht bevor wir in Kehl die kalten Reifen auf für Rennstrecken geeigneten Druck gebracht hätten. Ich hab mich erst mal für 2.3/2.5 entschieden (Herstellerangabe Straße 2.5/2.9), was sich im Laufe des Tages als gute Wahl erwiesen hat. Der Plan sich ein Frühstück in einer Boulangerie in einem der Dörfer vor Anneau abzugreifen, musste aufgegeben werden. Nichts ist so tot wie französische Käffer am So. Morgen.

Die Einschreibung und technische Abnahme war unauffällig. Wer eine original Auspuffanlage bevorzugt, gewissenhaft Scheinwerfer, Blinker und Rücklicht abklebt und die Spiegel abbaut, hat da keine Probleme.

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Die Ruhe vor dem Sturm

Also auf zur Fahrerbesprechung: Wie gehabt 3 Blöcke a 20 Minuten für freifahrende Profis, Amateure und Instruktorengeführte. Die Spielregeln waren auch schnell erklärt und schon durften die Profis zur Tat schreiten. Derweilen wurden wir in der zweiten Fahrerbesprechung in die Instruktorengruppe eingeteilt. Eigentlich haben sich die Teilnehmer selbst eingeteilt. Zur Wahl standen 2 mal schnell, 2 mal mittel und 2 mal Anfänger. Simon und ich haben uns direkt für die schnellen gemeldet. Wir wurden dann zusammen mit einem 4er Freundeskreis in die Lila-Leibchengruppe 1 gepackt. Irgendwie waren wir dann doch erstmal zu siebend, da noch ein R1 Fahrer in gelben Leibchen dazu kam.

Unser Instruktor (mit Suzuki LT 1000 Streetfighter Umbau) hat dann das Wechselspielchen und das Gruppenüberholprocedere erklärt. Ein par Tipps zum entkrampfen gab es auch noch. Und schon war es Zeit fürs Fahren. Also am Boxenausgang hinter dem Guide aufsortiert und schnell noch einen Check der Bremsbeläge und des Rückenprotenktors über sich ergehen lassen.

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Simon mit SV 650 in Aktion

Qualifing

Und los, als Gruppe 1 sind wir auch als erste raus gefahren. Ich so im hinteren Mittelfeld der Gruppe. Dachte so bei mir erst mal sinnig die Strecke kennen lernen, den Motor und die Reifen warm fahren und so. Aber nix war's. Gleich in der zweiten Runde haben die Stiefel und gleich darauf die jungfräulichen Fussrasten die Erde berührt und ich musste hin machen um dran zu bleiben. Mist, mit der Sprint muss doch mehr gehen, also gleich mal angefangen mit.

Gewichtsverlagerung aus dem Oberkörper heraus um das einklemmen der Stiefel zwischen Maschine und Asphalt zu minimieren. So wurde ich im Lauf der Runden immer weiter nach vorne gespült, da der Guide auf der Gegengeraden immer Zeichen machte, sodass der erste der Gruppe zwei Meter nach rechts ausscheren, leicht vom Gas gehen und so die restliche Gruppe passieren lassen sollte (Wechselspielchen). Passend wieder Gas geben um den Anschluss nicht zu verlieren ist die eigentliche Kunst an der Aktion. Hinter dem Instruktor ist es zwar nicht wirklich gemütlich, da er einen zum extrem dicht Auffahren animiert, aber nur so kann man exakt auf seiner Linie nachfahren und sich was abschauen. In den tiefen der Gruppe allerdings sollte man sich nicht bedingungslos auf die Linie und den Speed des Vordermanns verlassen, da die Linie hier immer ungenauer wird. Nachdem wir auch noch das Gruppenüberholprozedere zwei mal in der letzten Kurve vor der Gegengeraden praktiziert haben, waren die 20 Minuten vorbei und die Manöverkritik stand an.

Wir sollten spontan sagen was uns zu den letzten 20 Minuten einfällt. Ich hab also meine Bedenken wegen der schleifenden Hardware geäußert, ob ich hier noch recht am Platz bin, wenn es den Tag über noch schneller werden soll. Also hat der Instruktor erklärt, wie man aus der Hardware das letzte rausholt. Füße nicht wie auf der Straße gewohnt mit dem Spann auf die Fußraste sondern mit den Zehen festkrallen. Das schafft die Stiefel schon mal aus dem Weg. Um die Schräglagenfreiheit weiter zu erhöhen muss der Schwerpunkt noch weiter zum Kurveninneren verlagert werden. Daher wurden wir angewiesen nur mit der kurvenäusseren Pobacke auf dem Sattel zu sitzen und sich mit dem kurvenäusseren Oberschenkel am Motorrad abzustützen. Mein Einwand, dass es dann Essig ist mit Schalten und Hinterradbremsen in Schräglage, wurde einfach mit einem: "Dann brems oder schalt halt nicht" abgetan. Dem Kollegen mit der Honda Blackbird klang das dann doch alles zu heftig und er verabschiedete sich Richtung mittlerer Gruppe.

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Volker knapp daneben

Der tapfere Rest hat dann aber das Erklärte umzusetzen versucht. Ging bei mir ganz prima, dieser hang-off für Arme. Nachdem ich herausgefunden hatte, dass ich mit meinem Trippel eigentlich die ganze Strecke im 3. Gang fahren kann ohne den Anschluss an die Gruppe zu verlieren, hab ich mich voll auf die Linie, die Kurventechnik und die Gewichtsverlagerung konzentriert und das Schalten erst mal ganz gelassen. Am wohlsten hab ich mich gefühlt, wenn ich die Körperverlagerung schon vor dem Anbremsen der Kurve vollzogen hatte, da dabei beim Bremsen und Einlenken keine Unruhe durch meine Bewegung ins Fahrwerk eingespeist wird. Das Bremsen mit unsymetrischer Gewichtsverteilung war für mich kein Problem. Simon allerdings fand diese Art zu Bremsen unangenehm und ist besser mit der Gewichtsverlagerung beim Einlenken klar gekommen. Man hat also jede Menge Spielraum um das für einen selbst am besten geeignete zu erfahren.

Race

Mit dem Rumgeturne auf dem Motorrad war das sukzessiv schneller werden auch kein Problem, da bei mir nicht gleich wieder alles am schleifen war. Nur leider hat es der eine Gruppenkollege mit seiner grünen Ninja bei einem Gruppenüberholvorgang etwas übertrieben und einen Abflug ins Kiesbett gemacht. Bremsamaturen zerstört, da waren es nur noch 5. Ich habe die Aktion nicht mitbekommen, da ich zu der Zeit gerade vor ihm gefahren bin. Speer Racing läst die Gruppen wie gesagt immer nur in der Rechtskurve vor der Gegengeraden überholen, wobei die zu überholende Gruppe außen bleibt und die Überholergruppe innen vorbeizieht. Das geht aber natürlich nur, wenn die Überholergruppe schon beim Anbremsen der Kurve die Ideallinie verlässt und wesentlich weiter innen die Kurve anfährt. Man ist also von der gewohnten Linie weg und unter dem Stress, möglichst schnell innen an der Gruppe vorbei zu kommen um den eigenen Gruppenkollegen das Überholen in der Kurve auch noch zu ermöglichen. Das Risiko, dass man dabei übertreibt und die "neue" Linie falsch einschätzt ist wohl nicht so klein. Dass dabei auch noch einer aus der zu überholenden Gruppe abgeschossen wird, ist auch nicht zu verachten. Die Kawa ist wohl in einer Lücke zwischen den anderen Krads nach außen durchgerutscht. Wir haben nach dieser Aktion jedenfalls mit mehr Respekt überholt.

Die 40 Minuten Pause waren irgendwie immer sehr kurz, da die Manöverkritik mit Erklärungen und Verbesserungsvorschlägen doch immer so lange dauerte, das grad noch Zeit für die Toilette war.

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Volker gibt alles

Aber das war gut so, da unser Instruktor immer wieder neue Ansätze zur Verbesserung erklärte, die es dann im nächsten Stint umzusetzen galt. Um die Fahrwerksunruhen noch weiter zu reduzieren, sind wir dazu übergegangen degressiv in die Kurven reinzubremsen. Die beim Bremsen entstandene Gabelfederkompression kann so ohne weitere Federbewegung in die Kompression durch die Fliehkraft der Kurvenfahrt übergeleitet werden. Dass man die Bremsung nicht binär sonder sukzessiv aufbaut, gehört auch zu diesem Thema.

Am Nachmittag war es dann so weit, dass der 3. Gang in den schnelleren Passagen nicht mehr gereicht hat und ich nun doch schalten musste. Da ich nun aber schon einen guten Rhythmus fürs Bremsen, Körperverlagern und die Linienwahl hatte, war der Umstieg nicht gar so arg. Hatte nun aber immer mehr mit leichtem Rutschen am Hinterrad beim Beschleunigen aus den Kurven heraus zu kämpfen. Fand ich schon krass, dass mich das irgendwie nicht weiter gestört hat.

In den letzten 20 Minuten bis 17 Uhr haben wir es so richtig krachen lassen und schon waren die Rasten wieder am schleifen ;).

Siegerehrung

Es ist immer wieder erstaunlich um wie viel mehr man das Material und das eigenen Fahrkönnen auf der Rennstrecke ausreizen kann, als man es sich auf der Landstraße zutrauen würde. Und es ist erschreckend, wie viel Spaß das macht ;). Es ist ein unheimlich gutes Gefühl die Sache unter Kontrolle zu haben, und danach auf der Landstrasse zu wissen, wie viel Reserve man und die Maschine noch haben.

Wenn man auf der Straße nun seinen Speed nicht weiter anhebt, kann man guten Gewissens sagen, dass so ein Ringtraining die pasive Sicherheit im Straßenverkehr erhöht. Wer schon ein Sicherheitstraining gemacht hat und noch mehr für seine Motorradbeherrschung und Sicherheit machen will, sollte auf jeden Fall so ein instruktorengeführtes Ringtraining besuchen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es mit Instruktor wesentlich mehr für die richtige Motorradbeherschung bringt, als alleine schnell im Kreis zu fahren. Der Spaß allerdings ist bei beiden der selbe. Das Risiko wohl auch, da man auch beim instruktorgeführten Fahren sich selber richtig einschätzen muss. Wer über seinem Limit fährt, fährt über seinem Limit. Ob nun hinter einem anderen her oder nicht, ist egal. Das eigene Limit vorsichtig und kontrolliert zu erweitern ist die Kunst. Das funktioniert hinter einem Instruktor hervorragend, wenn dieser, so wie bei Speer-Racing erlebt, das Tempo im richtigen Maß anhebt. Eine homogene, nicht zu große Gruppe ist dafür aber Vorraussetzung. Es klingt vielleicht gemein, aber so richtig gut war es, als wir nur noch zu 5. waren und der eine R1 Fahrer mindestens zwei Motorräder von mir weg war, da mir sein Rhythmus nicht gepasst hat. Wenn man also gerade nicht direkt hinter dem Instruktor fährt, am besten die Kollegen ausblenden und seine eigene Linie suchen und finden.

Pressekonferenz

Endgeil, wenn man so schräg ist, das man den Kopf nicht mehr gerade bekommt.